"Der Pakt der Mäuse"

Pressestimmen & Rezensionen


Uwe Gehrmann - Lesung in der "Alten Brennerei" in Ennigerloh (2007)01. Nov. 2007 | Neues aus Anderwelt

Uwe Gehrmann

Der Pakt der Mäuse

rezensiert von Sybille Weiß

» Neues aus Anderwelt


In seinem Debütroman entführt Uwe Gehrmann die Leser in eine tierische Parallelwelt. Im verwilderten Garten eines seit mehr als zweihundert Jahren leer stehenden Hauses hat sich ein Mäusevölkchen gemütlich eingerichtet. Ein Tatzenhieb zerstört das Idyll: Ein Kater, der mit den neuen Villen-Besitzern eingezogen ist, tötet einen der Nager. Noch schlimmer: Die Ratten schicken sich an, mit Hilfe eines Magiers ihren dunklen Keller zu verlassen und den Garten zu erobern. Um sich der übermächtigen Feinde zu erwehren, schließen die Mäuse und die mit ihnen (also doch!) verwandten Fledermäuse einen ungewöhnlichen Pakt: Ausgerechnet die Katzen sollen ihnen im Kampf gegen das Böse helfen. Das Buch paßt in kein Genre, die spannende, lustige und oft sehr menschelnde Geschichte ist angesiedelt zwischen Fabel, Abenteuerroman und Phantastik. 

Es geht aber nicht nur um Abenteuer und Heldentaten, sondern auch um unverbrüchliche und treue Freundschaft, egal, was passiert. Und um gequälte Kreaturen, Rachegelüste und den Geist eines finsteren Magiers, der vor allem eines will: die Weltherrschaft gewinnen. Dazu war ihm auch zu seinen Lebzeiten schon jedes Mittel recht. Kobolde, Nixen und Gaja selbst spielen wichtige Rollen. 

Die Ratten kommen dabei denkbar schlecht weg. Sie sind hinterhältig, intrigant, verschlagen und auch ziemlich brutal und grausam. Wer also eine Ratte bei sich zu Hause hat, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen – sie könnte beim Mitlesen auf der Schulter ihres Herrchens oder Frauchens auf dumme Ideen kommen (die Weltherrschaft zum Beispiel). Allen anderen, sofern sie humorvolle Geschichten lieben, bei denen nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, sei dieser Roman auf das Wärmste empfohlen. Er wird sie verzaubern. 

Daß es ein deutschsprachiger Autor ist, der es wagt, neue Wege in der Fantasy zu beschreiten, freut mich dabei ganz besonders.

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Der Pakt der Mäuse09. Juni 2007 | SF-Radio.net:

Uwe Gehrmann

Der Pakt der Mäuse

rezensiert von Thomas Harbach

» SF-Radio.net


Mit „Der Pakt der Mäuse“ legt der Künstler, Journalist und Karikaturist Uwe Gehrmann seinen ersten Roman vor. Genauso vielschichtig wie sein bisheriges Werk soll die zeitlose Geschichte aus im Grunde Nachbars Garten sein. Im Mittelpunkt stehen Mäuse und Katzen auf der einen Seite – an sich ein Widerspruch per se, wie sich beide Seiten bei den unter Druck notwendigen Waffenstillstandsverhandlungen immer wieder versichern – sowie die Ratten und ein Magier auf der anderen Seite. Mit seinem vollmundigen Prolog weist Gehrmann gleich darauf hin, dass der Leser einer tierischen Fantasy mit nicht immer nur ernsten Zwischentönen aber einer soliden, für die Protagonisten durchaus gefährlichen Handlung zu tun bekommt. Nach dem rasanten Auftakt beginnt der Autor erst einmal die einzelnen Protagonisten und ihre entsprechenden Positionen vorzustellen. Ein Mäusevölkchen hat sich ein seit längerem leer stehendes Häuschen zurechtgemacht. Die Idylle wird durch das Einziehen von Menschen gestört. Diese werden von zwei Katzen begleitet. Gleich zu Beginn wird eine der Mäuse von der Katze getötet. Es bildet sich aber noch eine zweite Front. Ratten beginnen mit Hilfe des Magiers aus dem Prolog, ihren Keller zu verlassen und ans Licht zu streben. Ein Zustand, der weder den Katzen noch den Mäusen sichtlich gefallen kann. So schließen die beiden Erzfeinde ein brüchiges Bündnis wider den tierischen Instinkt, um die neue Gefahr gemeinsam zu besiegen.

Gehrmanns Geschichte ist relativ simpel und birgt handlungstechnisch nur wenige wirkliche Überraschungen. Das ist nicht unbedingt negativ gemeint. Viele Romane leiden fast unter der Notwendigkeit, auf einen bestehenden Plot noch mehrere Ideen aufzuladen, ohne die Balance zwischen Handlung, Hintergrund und Charakterisierung zu beachten. Diesen Fehler macht Gehrmann nicht. Er nimmt sich die Zeit, nicht nur die einzelnen Protagonisten durchaus ernsthaft zu charakterisieren, ihnen menschenähnliche, aber nicht menschliche Züge zu geben. Das ist insbesondere in Hinblick auf den späteren direkten Konflikt wichtig. Der Leser soll die Bilder hinter seiner Geschichte erkennen und sich über die Allegorie Gedanken machen, aber keinen blanken Abklatsch bekannter Texte lesen. Ein haariger Weg, der über weite Strecken des Buches nach einem sehr gemächlichen Auftakt auch sehr gut funktioniert. Nachdem die Handlung zumindest in ihren Grundlagen extrapoliert worden ist, verschiebt der Autor spürbar und doch nuanciert die bisherige Basis. Alle tierischen Protagonisten erleben in dieser kurzen Zeitspanne aktiv oder passiv drastische Veränderungen in ihrem bisherigen Leben. Die Ratten beginnen zu Handeln, die Mäuse und Katzen müssen reagieren, wenn sie nicht den Kürzeren ziehen wollen. Während die Mäuse schon von der Grundkonstellation her als schreckhaft, aber planerisch sehr intelligent beschrieben werden, sind es die Katzen, die ihre Urinstinkte – in Bezug auf die Jagd, aber auch ihre einzigartige Stellung als Herr der Häuser, die Menschen bei sich dulden – über Bord werfen müssen, um in dieser einzigartigen Situation überleben zu können. Hier wäre es sicherlich sinnvoller gewesen, die Katzen etwas vielschichtiger zu charakterisieren. Auch wenn Gehrmann ihnen einen gewissen Humor schenkt, bleiben sie in der vorliegenden Geschichte zweidimensional. Mit inneren Monologen hätte der Leser näher an diese Protagonisten hingeführt werden können. Im Gegensatz zu den Mäusen bleiben ihm schließlich die Katzen wie in der Realität fremd. Allerdings entwickelt sich der Autor Gehrmann im Verlaufe seines Buches deutlich weiter. Nach den anfänglich eher umständlichen, seltsam steifen und manchmal künstlich überzeichneten Dialogen sind die letzten verbalen Schlagabtausche pointiert und witzig.

Im Verlaufe der immerhin dreihundertfünfzig Seiten fragt sich der Leser mehr als einmal, ob Gehrmann die insbesondere atmosphärische Dichte durchhalten kann. Neben sehr pointierten Dialogen setzt der Autor auf kompakte Beschreibungen. Nicht selten steckt die augenblickliche Wahrheit in den Nebensätzen. Mit seinem ansprechenden, aber nicht einfachen Stil verwehrt der Autor das schnelle Überfliegen mancher Passagen. In anderen Abschnitten fehlt ihm teilweise die notwendige Leichtigkeit, um nebensächliche Ereignisse handlungstechnisch ins richtige Licht und die passende Position zu rücken. Insbesondere zu Beginn verliebt sich Gehrmann sehr stark in seine eigenen Figuren und vernachlässigt die konsequente Weiterführung des Plots. Solange aber die Beschreibungen so ansprechend und farbenprächtig sind, lässt sich dieses Manko verschmerzen.

Ein bisschen geht der immer wieder angedeutete Sagencharakter im Verlaufe der Handlung verloren. Der Rückgriff auf Zitate aus den Werken Viktor Hugos, Peter Gans, Oskar Loerkes und schließlich Pablo Neruda ist nicht immer wirklich effektiv eingesetzt, hier wäre es sinnvoller gewesen, insbesondere den Mäusen eine eigene Kultur mit einer verbalen Sagenübermittlung zu schenken. Diese Ideen werden nicht sonderlich weit extrapoliert, hätten aber wahrscheinlich in dem mit 350 Seiten angemessenen Roman keinen exponierten Platz mehr gefunden. Trotzdem wäre es schön gewesen, mehr über die Geschichte dieses einzigartigen Völkchens zu erfahren. Uwe Gehrmann zeigt dagegen durchaus wünschenswerte menschliche Stärken wie uneingeschränkte Freundschaft, die unabhängig von Vorurteilen und Rassenunterschieden sein sollte. Vielleicht spiegeln seine tierischen Vertreter eine idealisierte Welt wieder, die es in dieser Form trotz der vielen dunklen Szenen mit ihrer geradlinigen Trennung zwischen schwarz und weiß nur in der Sage, dem Märchen geben kann. Im Gegensatz zu Richard Adams herausragenden Tierfabeln verzichtet Gehrmann weites gehend auf den menschlichen Schrecken. In Person des größenwahnsinnigen Alchemisten allerdings bleibt der Mensch allgegenwärtig. Als Krone einer nicht immer gelungenen Schöpfung und als größter Feind intelligenter Tiere. Wegen der Installation dieser klassischen Fantasy- Märchenfigur versetzt Gehrmann allerdings seine Tierfabel in den Bereich der Sage, der irrealen Geschichte. Alle anderen Elemente bis auf die sprechenden Tiere sind dagegen sehr realistisch gezeichnet. Akzeptiert der Leser diese Vorgabe ohne Nachfragen, entwickelt sich eine vielschichtige, insbesondere mit reichhaltigen Hintergrundinformationen in Form von verbaler Historie. Der Autor bemüht sich immer wieder erfolgreich, über die erste, sehr geradlinige Handlungsebene hinaus seinem Text eine positive Vielschichtigkeit zu geben. Das beginnt bei den Liedern und Gedichten und hört bei den fast aus dem Hanggelenk eingefügten Hören/Sagen Geschichten auf.

„Der Pakt der Mäuse“ ist eine unterhaltsame Geschichte, die in erster Linie von ihrer kompakt Erzählstruktur in Kombination mit einem sehr farbenprächtigen Hintergrund lebt. Für einen Erstling eine solide Arbeit, die mit viel Liebe zum Detail geschrieben worden ist. Die handlungs- und plottechnischen Schwächen werden durch die stilistischen Stärken – der Leser muss sich allerdings auf den ersten Seiten an Gehrmanns nicht immer leicht zu lesenden Stil gewöhnen - und die grundfeste, wenn auch nicht immer ausreichende Charakterisierung der einzelnen tierischen Protagonisten gut ausgeglichen.

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31. März 2007 | Ahlener Zeitung:

Debüt auf der Leipziger Buchmessse

Von Kartharina Fiegl


Ahlen/Leipzig. Er mimt den Besucher, lässt seinen Blick über Plakate, Bücher, Flyer schweifen. Uschi Zietsch und Gerald Jambor behandeln den groß gewachsenen Mann Mitte vierzig freundlich wie auch jeden anderen Gast an ihrem geräumigen Stand. Beim Verlag Fabylon geht es familiär zu - auch auf einer Plattform, wie sie die Leipziger Buchmesse bietet. Erst als Zietsch die Plakette registriert, die dem Besucher vom Hals herab baumelt, begreift sie, wen sie vor sich hat: Zeitungsredakteur Uwe Gehrmann, den Verfasser des von ihr verlegten Buches "Der Pakt der Mäuse", das anlässlich der Messe bei einer Autorenlesung einem breiten Publikum vorgestellt werden soll.

"Ich hab doch die Nummer von der Uschi gar nicht." Nur wenige Stunden vor seinem großen Auftritt weiß Gehrmann noch nicht so recht, wann er wo eigentlich wem sein Erstlingswerk vorstellen soll. Ein kurzfristiger Kontakt zur Verlegerin, der aus Frage- Ausrufezeichen machen könnte, ist nicht möglich. Denn "die Uschi" und ihr Ahlener Schützling haben ihre bisherige Kommunikation ausschließlich via E-Mails gepflegt - und dabei glatt vergessen, die Nummern zu tauschen. Dank seines Presseausweises nimmt der Journalist aus der Wersestadt die erste Hürde locker: Als Pressebeauftragter akkreditiert findet er zumindest schon mal kostenlosen Zugang zu den heiligen Hallen. "Das wird sich alles klären", gibt sich Gehrmann gelassen. Weniger gut bestellt, so gesteht er schließlich ein, stehe es um seinen Herzschlag: "Ich bin jetzt schon ein wenig aufgeregt."

Dem wissen die Fabylon-Verleger Abhilfe zu schaffen. Kaum haben alle Beteiligten ihre Identität geklärt, entzündet sich eine angeregte Plauderei. Der Debütant nutzt die Gunst der Stunde, um die Liste offener Organisationsfragen abzuarbeiten. Dafür wird es auch langsam Zeit - denn mehr als rund 45 Minuten bleiben nicht mehr, bis das Sympathie-Lotto bei den Zuhörern anläuft.

Für das Beschnuppern der Halle 4 bleibt schließlich doch noch ein halbes Stündchen. Später wird der Romanautor berichten, die gesammelten Eindrücke hätten den Großteil des Lampenfiebers weggeblasen. Uwe Gehrmann fühlt sich ein bisschen wohler in seiner Haut, als die Zeiger der Uhren den Beginn seiner Lesung einläuten. "Das Buch hat keine klare Zielgruppe. Aber: Die Geschichte ist einfach gut." Uschi Zietsch hat den Durchblick. Ihre Einschätzung lässt sich eins zu eins auf die kommende halbe Stunde übertragen.

Vor den im 30-Minuten-Takt eifrig schnatternden Seniorinnen in der letzten Reihe und den eher jungen Messebesuchern, die es sich dahinter im Schneidersitz bequem gemacht haben, sitzen weitere rund 60 Neugierige, die allen übrigen Altersgruppen zuzuordnen sind. Was für den Mann im Blickpunkt aber wohl noch wichtiger ist: Auch mit These zwei trifft seine Verlegerin voll ins Schwarze. Die Geschichte ist einfach gut. Und so lauschen nicht nur die von Beginn an Anwesenden den ersten Kapiteln, sondern es finden auch zahlreiche an der Plattform Vorbeischlendernde binnen Minuten Zugang in die tierische Parallelwelt, die der Vorlesende mittels passender Intonation mit Leben füllt. Die Zahl derer, die vor der Halbstundenmarke das Feld räumen, ist verschwindend gering. "Sehr professionell gelesen", befindet Gerald Jambor und blickt mehr als zufrieden drein.

Minuten später, in denen Gehrmann Lob eingeheimst und Smalltalk geführt hat, führt ihn sein Weg für die Verabschiedung noch einmal zum Fabylon-Stand. Der Stapel von Romanen ist verschwunden. "Wir haben nur noch das Leseexemplar", tut Zietsch geschäftig kund. "Ich habe gerade mein erstes Buch signiert." Autor und Verleger strahlen um die Wette.

Uwe Gehrmann ist am Ende dieses Abenteuers übrigens nicht nur um eine angenehme Erfahrung reicher, sondern hat seinen Besitz um etwas Kleines, aber Feines vergrößert: eine Visitenkarte. Mit der "Nummer von der Uschi" …

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Buchmesse Leipzig 200728. März 2007 | Die Glocke:

Ahlener Uwe Gehrmann stellt Roman vor

Katz und Maus begeistern die Leipziger Messebesucher

Leipzig/Ahlen (eso). Samstag, 16.30 Uhr auf der Leipziger Buchmesse, Halle IV: Knapp über 70 Leute, ein grüner Raum und ein Podium. Ernsten Blickes räumen zwei Autoren die Bühne, gerade fertig mit ihrer Lesung. Scheinbar schwere Kost. Gähnen, Räkeln – das Publikum kommt wieder zu sich. Hier und da ein wenig Applaus. Retour gibt es ein kurzes, wohlwollendes Nicken der Literaten – ernst, versteht sich. Die Leute gucken sich um. Nächster Programmpunkt: Uwe Gehrmann liest aus dem „Pakt der Mäuse“.

Hier und da Erstaunen. Pakt der was Mäuse? Was kommt danach? Abkommen der Erdmännchen? Na ja, was soll’s, dann lässt man sich halt mal überraschen. Die meisten sacken wieder zurück in eine bequemere Pose, die Arme verschränkt, den Kopf leicht schräg gelegt. Angenehm so ein Sitzplatz. Stühle sind schließlich knapp auf der proppenvollen Messe. Ein Mann betritt die Bühne, ein wenig nervös, und stellt sich vor als Uwe Gehrmann. Ein Schluck Wasser, kurz die Brille gerichtet, den Buchdeckel nach unten geknickt, und los geht es.

Buchmesse Leipzig 2007„Das ist wirklich etwas, das man später mal den Enkeln erzählen kann“, sagt der Ahlener Sportjournalist und Autor des „Pakts der Mäuse“ (Fabylon Verlag; 13,50 Euro) mit einem Schmunzeln. Dass er es mit seinem Erstlingswerk direkt zu einer Lesung auf der Buchmesse schafft, hätte er selbst am wenigsten gedacht. Vor allen Dingen, weil es zunächst zwei Jahre dauerte, bis das Buch überhaupt geschrieben war. Und dann noch ein halbes, bis sich ein Verlag fand.

„Wir haben gezweifelt, ob die Geschichte sich verkaufen würde. Der Roman entzieht sich nämlich einer klaren Zielgruppe. Aber wir kamen zu dem Schluss, dass wir Herrn Gehrmann verlegen wollen, denn die Geschichte ist einfach gut“, erzählt Uschi Zietsch, Lektorin des Paktes und Mitinhaberin Fabylon. Wirklich komisch ist auch die Geschichte, wie Gehrmann und die Verleger zueinander kamen. „Alles per Mail“, sagt der Autor lachend. „Gesehen und und gesprochen habe ich Frau Zietsch zum ersten Mal in Leipzig.“

Als die ersten Zeilen gelesen sind, verändert sich etwas im Publikum. Höfliche Aufmerksamkeit verwandelt sich in wirkliches Interesse. Katzen, die sich wie Menschen unterhalten und chinesische Weisheiten zitieren, Mäuse, die feixen und sich Wortgefechte liefern – menschlich erzählt, tierisch bunt. Der Mix gefällt. Eine halbe Stunde lang zieht Gehrmann das Publikum mit seiner Geschichte in den Bann – und am Ende denken wohl viele, was ein Mann ruhig ausspricht: „Wirklich ein schönes Buch.“

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Der Pakt der Mäuse24. März 2007 | Die Glocke:

Buchautor Uwe Gehrmann

Mit Erstlingswerk gleich nach Leipzig

Von Lisa Voss-Loermann

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Ahlen (at). Man braucht schon eine Menge Fantasie, um so eine schnurrhaarsträubende Geschichte zu erfinden. Doch daran mangelt es Uwe Gehrmann nicht. Der 45-jährige Redakteur, seit über 20 Jahren Sportberichterstatter bei der „Glocke“, hat mal wieder zugeschlagen! Nein, dieses Mal nicht in seiner Eigenschaft als Maler, wie ihn auch schon viele kennen und schätzen. Jetzt hat Uwe Gehrmann ein Buch geschrieben. „Der Pakt der Mäuse“ heißt das Werk, ist etwa 350 eng beschriebene Seiten stark und wimmelt von Vierbeinern, die um die Vorherrschaft in ihrem kleinen Reich, dem Garten einer jahrhundertealten Villa, ringen und sich dazu Verbündete suchen. Lebende Vorbilder hatte der Autor in seinen beiden Katzen. Eine von denen, so erzählt er, war stets den ganzen Tag verschwunden, kehrte abends zufrieden in die heimische Küche zurück und ließ ihren Besitzer im Ungewissen darüber, was sie denn so alles getrieben haben mochte in den vielen Stunden der Abwesenheit.

Da gehen einem fantasiebegabten Menschen schon mal die (Vorstellungs-) Pferde durch. So auch Uwe Gehrmann. Der nämlich setzte sich eines Abends an den Schreibtisch und malte sich verbal aus, was Kater Leolo tagsüber so erlebt haben könnte. Und einmal damit angefangen, gab es einfach kein Halten mehr. Viele freie Minuten wurden fortan zur Traumfabrik für Katz und Maus im Kampf um die Vorherrschaft im Garten, für den Gehrmann auch seinen eigenen grünen Freiraum als Vorbild wählte. Zwei Jahre lang währte das Spiel, aus dem jetzt Ernst und damit ein veritabler Roman geworden ist. Der gelang dem professionellen Schreiber offenbar so gut, dass der Fabylon-Verlag aus München anbiss und die Mäusegeschichte ins Programm nahm. Tolle Sache, schließlich gibt es wohl kaum einen Journalisten, der nicht auch gern ein Buch geschrieben hätte.

Uwe Gehrmann jedenfalls hat es geschafft, heute stellt er seinen Erstling auf der Leipziger Buchmesse der Öffentlichkeit vor. Sogar eine Lesung steht für den Neu-Autor auf dem Messeplan. Ganz schön harter Tobak für jemanden, der noch nie eine Buchmesse von innen gesehen hat. Doch das wird sich ändern für Uwe Gehrmann, der neben seinem Beruf und der Schriftstellerei jetzt kaum noch zum Malen kommt. Da, wo ein kreativer Kopf das Handeln bestimmt, wird Schreiben zum Vergnügen, das hat er gespürt, genau so, wie es das Malen war und sicher wieder sein wird. Doch jetzt hat erst mal der Schriftsteller die Herrschaft übernommen. Mal sehen, für wie lange.

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21. März 2007 | wersekurier:

Interview mit Uwe Gehrmann

Von Ralf Westhues

Ahlen (wk). Der Ahlener Journalist Uwe Gehrmann hat in diesen Tagen seinen ersten Roman herausgebracht, den er auf der Buchmesse in Leipzig am kommenden Wochenende vorstellen möchte. Der wersekurier sprach mit ihm über sein Erstlingswerk "Der Pakt der Mäuse".

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wersekurier:

Herr Gehrmann, was war die Grundidee zu Ihrem Buch? Was wollten Sie beschreiben?
Gehrmann: Es geht um das Bündnis von Stark und Schwach. Um zwei Parteien, die eher für ihre Gegensätzlichkeit bekannt sind.
wersekurier: Also so etwas wie "Tom & Jerry"?
Gehrmann: Das ist für mich eher Hassliebe. Bei mir geht es um die Überbrückung dieser Gegensätze und die Hinführung zum Schulterschluss. Solche Bündnisse kommen häufig erst unter Druck zu Stande.
wersekurier: Warum gerade Katzen und Mäuse? Leolo
Gehrmann: Das liegt an dem Haus, in dem ich ewig lang gewohnt habe. Dieses Haus hatte ich vor meinem geistigen Auge, und ich beschreibe es mit Garten, Keller und seinen Räumen. Und hier traf ich auch zwei Katzen an. Von dem einen Tier, "Leolo", habe ich sogar den Namen für mein Buch übernommen.
wersekurier: Und wie kam es zu der Geschichte?
Gehrmann: Ich dachte mir, dass da irgendwie eine Geschichte drin sein könnte. Mitten in der Nacht kommt der Kater nach Hause, und ich stellte mir die Frage: Was hat der in der ganzen Zeit da draußen überhaupt getrieben? Ich fing einfach an loszuschreiben. Und irgendwann sah ich dann die Notwendigkeit, Strukturen in meine Aufzeichnungen zu bringen und eine Geschichte aufzubauen.
wersekurier: Wie konstruiert man um eine Geschichte über Mäuse und Katzen einen mythischen Hintergrund mit Trollen, Feen und Fantasiefiguren?
Gehrmann: Für meinen Roman habe ich mir vorgestellt, dass auch Tiere über eine Parallelwelt verfügen mit Feen und anderen Wesen. Und sie leben ganz normal mit ihnen zusammen und bauen zu ihnen Kontakte auf. Warum soll das nicht so sein?
wersekurier: Spielen Menschen in diesem Buch eine Rolle?
Gehrmann: Menschen spielen kaum eine Rolle. Wir befinden uns in einer tierischen Parallelwelt, in der Fabelwesen, Feen, etc. vorkommen. Dass da plötzlich im Keller ein Kobold auftaucht, ist für die Katzen selbstverständlich.
wersekurier: Woher wissen Sie so viel über Fabelfiguren und Mythologie?
Gehrmann: Ich bin Völkerkundler. Das habe ich studiert, und dafür interessiere ich mich auch heute noch.
wersekurier: Was überzeugte Sie, aus all diesen Zutaten einen Roman zu machen?
Gehrmann: Seit 20 Jahren ist Schreiben mein Beruf. Viele haben den Drang zu schreiben. Tagebuch, Gedichte, Kurzgeschichten - egal was. Mein Ehrgeiz war, so eine spannende Geschichte über 350 Seiten aufrecht zu erhalten und Leser damit in den Bann zu ziehen.
wersekurier: Gab es Probleme beim Schreiben?
Gehrmann: Das Schreiben der Geschichte war Arbeit, das Organisieren war Vergnügen.
wersekurier: Als Maler und Karikaturist haben Sie natürlich selbst für die Illustration des Buches gesorgt ...
Gehrmann: Genau. Bei diesem Projekt konnte ich meine beiden Berufungen miteinander verbinden. "Der Pakt der Mäuse" ist übrigens eine Geschichte, die sich für Illustrationen geradezu anbietet.
wersekurier: Was war für Sie in den Dialogen wichtig?
Gehrmann: Es sollte keine nostalgische Fantasy-Geschichte werden. In den Dialogen sind die Figuren recht modern. Die unterhalten sich wie die Leute auf der Straße.
wersekurier: Jede Figur ist anders und drückt sich mit ihren Worten anders aus. Wie haben Sie es geschafft, sich in die verschiedenen Charaktere hineinzuversetzen und diese glaubwürdig mit festem Profil herüberzubringen?
Gehrmann: Hinter jeder Figur steht eine reale Person. Und wenn ich beispielsweise den "Kahlen Sven" in einer bestimmten Situation hatte, dann habe ich mir überlegt, wie sein reales Vorbild in einer derartigen Lage reagieren würde.
wersekurier: Haben die Namen Ihrer Figuren eine tiefere Bedeutung?
Gehrmann: Fast jeder Name bedeutet etwas für mich, nicht zwingend jedoch für den Charakter der Figur.
wersekurier: Gibt es eine Love-Story?
Gehrmann: Nur am Rande. Es gibt Flirts, verzehrende Liebe aus der Distanz. Aber die Erfüllung bleibt offen.
wersekurier: Erhält der Roman eine Fortsetzung?
Gehrmann

Die Geschichte ist fortsetzungsfähig. Aber es kommt darauf an, wie sie von den Lesern angenommen wird.
 

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